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Lieferkettengesetz – warum Freiwilligkeit nicht ausreicht und was du jetzt tun kannst


Lieferkettengesetz – warum Freiwilligkeit nicht ausreicht und was du jetzt tun kannst


LIEFERKETTENGESETZ – WARUM FREIWILLIGKEIT NICHT AUSREICHT UND WAS DU JETZT TUN KANNST

Vor 7 Jahren, am 24.04.2013, kamen mehr als tausend Menschen ums Leben, als die baufällige Textilfabrik „Rana Plaza“ in Bangladesch einstürzte. Über 2.000 ArbeiterInnen wurden verletzt. Der mediale Aufschrei war groß – Bilder vom Unglück gingen um die Welt, sorgten international für Trauer. Für viel mehr als das sorgten sie aber leider nicht: denn bisher hat sich fast nichts geändert.

 

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Vor 10 Tagen kamen 7 Menschen bei einem Feuer in einer Jeans-Fabrik in Ahmedabad (Indien) ums Leben. Diese Fabrik war kein heimliches Business, versteckt vor Regierungen und Kontrollen (sogenannten Audits).
Auf der Website schreibt die Fabrik stolz, dass sie eine der größten internationalen Jeans-Fabriken sei. Ihre Kunden: internationale Brands wie Wrangler, Zara, Primark, Ralph Lauren. Die meisten dieser Brands bestreiten nun, in letzter Zeit Geschäfte mit der Fabrik gemacht zu haben. Die Abteilung, in der das Unglück passiert sei, habe hauptsächlich für den lokalen Markt produziert.
Medien zufolge gab es in der Fabrik nur eine einzige Tür – erreichbar mit einer Leiter. Keine Warnanlage, keine Feuermelder.

 

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Die Tatsache, dass es selbst in einer so großen Fabrik keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gibt, zeigt, welcher Gefahr die Fabrik-ArbeiterInnen in ganz Indien und vielen anderen Teilen der Welt täglich ausgesetzt sind.

Kann man für einen eiskalt kalkulierten Tod das Wort „Unfall“ benutzen?

Unglücke wie diese passieren immer wieder – erst im Dezember letzten Jahres wurden bei einem Fabrik-Brand in Delhi über 40 Menschen getötet.

Mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen könnte man etwas ändern, Unglücke verhindern, Menschenleben retten. Aber kann man überhaupt noch von „Unglück“ sprechen, wenn Arbeits-, Feuer- und Sicherheitsvorschriften und Bauvorschriften massiv verletzt werden? Kann man für einen eiskalt kalkulierten Tod das Wort „Unfall“ benutzen?

Der Tod eines Fabrikarbeiters ist ca. 13.000 EUR wert

Der Tod eines Fabrikarbeiters ist ca. 13.000 EUR wert:  1 Million INR Entschädigung zahlt die Fabrik den Angehörigen. Geld, das einen Menschen, der zur Arbeit ging und nicht mehr nach Hause kam, nicht zurückbringen kann. Geld, mit dem man vor dem Brand in ein transparentes und rechtsverbindliches Sicherheitsprogramm hätte investieren können. In Inspektion, Sanierung und Schulung der ArbeiterInnen – um das Unfall-Risiko zu minimieren. Und in ein System, in dem sich ArbeitnehmerInnen mit ihren Anliegen an ihren Arbeitgeber wenden können (= ihre Rechte einfordern), ohne Angst vor einer sofortigen Kündigung haben zu müssen. In Löhne, die Existenzen sichern statt schwarzer Zahlen von Fast Fashion Giganten.

Menschenleben sollten keine Variable einer Gleichung sein.

Würde ein Lieferkettengesetz alle Beteiligten mehr Geld kosten als ab und zu ein bisschen Entschädigung für „Unfall“ – Opfer einer Fabrik zu zahlen? Wahrscheinlich. Wer sollte also Interesse daran haben, freiwillig etwas an den Umständen zu ändern, wenn am Ende des Monats weniger Geld dabei rauskommt und es ohnehin niemanden zu interessieren scheint? Wenn selbst in einer so großen Fabrik mit internationalen Brands als Kunden solch offensichtliche Sicherheitsverletzungen unter dem Radar laufen konnten und nicht behoben werden mussten – was sagt uns das über die Qualität der Audits (wenn es überhaupt welche gab)? Was sagt uns das über die bisher in Deutschland und den meisten europäischen Ländern gültige „freiwillige unternehmerische Sorgfaltspflicht“? Wer fühlt sich dafür verantwortlich, wenn niemand dafür zur Verantwortung gezogen wird?

Die Rechnung wird so lange aufgehen, bis wir nicht mehr wegschauen.

Die Antwort ist genauso besorgniserregend wie offensichtlich: Die Rechnung wird so lange aufgehen, bis wir nicht mehr wegschauen. Bis „Freiwilligkeit“ endlich zum Gesetz wird und deutsche Unternehmen dafür haften müssen, wenn bei ausländischen Zulieferern grundlegende Menschenrechte verletzt werden.

See Also

Was kannst du tun, bis Politik und Wirtschaft das hinkriegen?

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Unterschreibe die Petition fairbylaw und erzähle Familie, Freunden, Mitschülern, Kommilitonen, Mitarbeitern, Gym Buddies, deinem Friseur, deiner Chefin und deinem Babysitter davon. Ein Lieferketten-Gesetz kann Menschenleben retten. Lasst uns gemeinsam Druck auf die Politik ausüben. Zusammen schaffen wir das!

Folge der Clean Clothes Campaign (englisch), der Kampagne für saubere Kleidung, Fashion Revolution (international), Fashion Revolution Deutschland, future fashion forward e.V., femnet, den Fashion Changers, Lisa Jaspers via Folkdays Berlin, Die Konsumentin, sloris ;) und vielen weiteren auf ihren Plattformen & Social Media, um auf dem neusten Stand zu bleiben.

Im April jährt sich das Unglück von Rana Plaza erneut – und international findet die „Fashion Revolution Week“ statt. Vielleicht gibt’s schon eine Gruppe in deiner Nähe, die etwas plant – oder vielleicht hast du Lust, etwas zu starten?! Hier geht’s zur Seite von Fashion Revolution Deutschland. Falls du in Hamburg lebst und aktiv werden willst, kannst du dich auch einfach bei mir melden. :)

Auch durch deinen Konsum kannst du etwas bewirken: Zeig Fast Fashion die kalte Schulter, schau dich mal in Secondhand und Vintage Stores um oder entdecke deinen eigenen Kleiderschrank neu. Nichts dabei? Hier habe ich im Fair Fashion Guide eine Liste von Slow Fashion Brands & Stores, die ich dir ans Herz legen kann. <3

 


Quellenangaben & Lesetipps:
Informationen zum Unglück in Ahmedabad via Clean Clothes Campaign
Mehr Informationen zu Rana Plaza gibt’s zum Beispiel bei Wikipedia
Weiterführende Informationen zum Lieferkettengesetz in Deutschland bei der Süddeutschen Zeitung und News zum aktuellen Stand um das Lieferkettengesetz bei der taz
Website der Initiative Lieferkettengesetz

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